Schupplis Schreib- & Schwatzgeschäft: «Tausche Café gegen Gespräch»

 

«Über Leben und Sterben zu reden, ist immer zu früh – bis es zu spät ist», sagt Martin Schuppli. Der Autor bietet in seinem Büro mit Schaufenster Interessierten die Möglichkeit, über «Selbstbestimmung in der letzten Lebensphase» zu sprechen.

Mit seinem Schreib- und Schwatzgeschäft will der Autor etwas beitragen, das Tabuthema Tod aufzuweichen. Warum ich darüber rede, werde ich gefragt. Ich sag jeweils, weil ich es kann. Da schreib ich nun meine Blog-Beiträge für DeinAdieu.ch. Seit Samstag, 1. Juni 2019, an der Lindenstr. 26 in Walenstadt. Einst ein Ladengeschäft. Und dahinter, kaum ausserhalb der Öffentlichkeit, schreibe ich meine Blogs für DeinAdieu, meine Geschichten, Porträts, In diesem quasi öffentlichen Raum organisiere ich meinen beruflichen Alltag.

So können erste Kontakte entstehen. Jemand guckt rein, und der Autor am Tisch lächelt fröhlichzurück – und bietet «Café gegen Gespräch». (Foto: Ueli Hiltpold)

Die entlarvende Extrovertiert-Liste

Das Lokal wirkt transparent dank der zwei Schaufenster. Arbeite ich am langen Tisch, werde ich von aussen wahrgenommen. Ein erster Augenkontakt mit möglichen Gesprächspartnern erfolgt rasch. Ein Lächeln hier, ein Lächeln dort. Einladende Gesten. Das liegt mir. Kein Wunder, ich würde auf der 10-teiligen Extrovertiert-Liste mit einer Elf glänzen, sagte einst der Aargauer Kantonspolizei- Psychologe Horst Hablitz. Aber das ist eine andere Geschichte. In meinem Schreib- und Schwatzgeschäft gucken mir täglich unzählige Zeitgenossinnen,Zeitgenossen zu, wie ich schreibe, lese, surfe oder telefoniere. Über 50 grosse und kleine Bilder hängen gerahmt an den Wänden. Die meisten mit Passepartout und hinter Glas. Dicht an dicht. Ein Hobby. Flohmärkte und Antiquitätenläden abklappern, Rahmen suchen, Bildersammlung durchforsten und dann eine Art Director sein. Unter all diesen kleinen und grossen Bildern gibts Eyecatcher. Etwa das Davidoff-Pin-up von Mel Ramos oder die signierten Lithos von Christo. Als gleichberechtigter Art Director beim Einrichten, beim Aufhängen, Nageln und Schrauben unterstützte mich mein Freund Ueli Hiltpold, Fotograf, Journalist, Tauchlehrer aus Belp BE. Er war mir eine grosse Hilfe.

Martin Schuppli, schreibend inmitten vieler kleiner und grosser Bilder. Das gibtmir eine Menge Energie. Foto: Ueli Hiltpold

Wichtige Objekte, unerlässliches Netzwerk

Ich arbeite im Schreib- und Schwatzgeschäft als Autor und bin interessiert an Fragen, Antworten, Ansichten zum Thema «Selbstbestimmung am Lebensende». Um diesen Themenkatalog optimal bespielen zu können, baue ich ein Netzwerk auf.

Ich engagiere mich in der Hospizgruppe Sarganserland, suche den Kontakt zu medizinischen Fachpersonen, zu Juristinnen, Juristen, Sozialarbeiterinnen, Versicherungsexperten, Finanzfachleuten, Psychologinnen, Pfarrern, Pfarrerinnen. Zu Organisationen der Landeskirchen, zu Bestattern, zu Trauerbegleitungs-Frauen etc. Stimmt die Chemie mit diesen Freiwilligen, diesen Institutionen, diesen KMUs, baue ich sie ein in mein bestehendes Netzwerk.

Fragt mich jemand um Rat, um eine Erklärung, kann ich konkret helfen. Wir kommen ins Gespräch. Ich spendiere einen Café – oder Tee.

«Lizenz zum Café-gegen-Gespräch Tauschhandel»

Als Autor suche ich Geschichten. Ich rede und schreibe seit Jahren tagtäglich über Leben und Sterben. Gesundheit ist ein Thema, Werteanamnese, Palliative Care, Exit, Demenz, Alzheimer, Suizid, Krebs, Tod, Altersfreitod. Weitere Stichworte sind: Testament, Vorsorgeauftrag und Patientenvollmacht, resp. -Verfügung. Diese Welt kenne ich aus hunderten Gesprächen. Aus Dutzenden Blog- Beiträge. Somit verfüge ich über eine grosse Erfahrung und erteile mir eine «Lizenz zum Café-gegen-Gespräch-Tauschhandel».

Bilbo ist oft dabei. Für Fotograf Ueli Hiltpold legte er sich artig auf den Schreibtisch des Chefs.«Ich könnte ihn als meine Muse bezeichnen.» Foto: Ueli Hiltpold

Das ist mir sehr wichtig: DeinAdieu.ch

In Zusammenhang mit der Selbstbestimmung zum Lebensende arbeite ich eng mit DeinAdieu.ch zusammen. Wenn immer möglich, weise ich auf DeinAdieu-Dokumente und -Verträge hin, sowie biete Downloads an aus derselben Quelle: www.deinAdieu.ch. Sämtliche Blogs erscheinen bei DeinAdieu.ch

Die Sache mit dem Café

Wie gesagt, den Café in Schupplis Schreib- und Schwatzgeschäft spendiert der Autor zusammen mit Roger Federer. Spass beiseite. Das Getränk liefert ein Jura-Vollautomat. Welche Firma mich mit Café versorgt, kommuniziere ich später. In Frage kommen Chicco d’Oro oder Lavazza. Café, Bohnen und Rahm bezahle ich. Mein Interesse gilt gestylten Karton-Recycling-Bechern. Evtl. an einer Miet-Cafémaschinen. Ideen gesucht.

Gastrecht

Sucht eine Selbsthilfegruppe in meinem Themenfeld einem Treffpunkt, könnte ich Gastrecht bieten.

 

2 comments on “Schupplis Schreib- & Schwatzgeschäft: «Tausche Café gegen Gespräch»

Antwort

Wirklich eine grossartige Idee. Sterben und der Tod sind immer noch Tabuthemen in unserem Kulturkreis. Auch ich beschäftigte mich bisher kaum damit. Das soll sich nun ändern.
Ich fahre ab und zu mit dem Velo in Walenstadt vorbei. Und werde mich gerne mal frühzeitig für ein Gespräch anmelden.

Antwort

„Schupplis Schreib- & Schwatzgeschäft“ – lustiger Name! Ich finde deine Idee toll und versuche etwas ähnliches in der Stadt Zürich aufzubauen. Hier scheinen die Leute so gestresst und viele auch oft einsam zu sein.

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