Teşekkür ederim

Erdogan am StandIstanbul ist eine Stadt der sympathischen Menschen. Wer Menschen gern hat, wird sich in der 15-Millionen-Metropole am Bosporus wohlfühlen. Wer neugierig ist, soll unbedingt einmal ins ehemalige Konstantinopel reisen.

GewuselWer sich im Gedränge ohne Angst bewegen kann, sollte einmal von der Galattabrücke durch eine der Unterführungen Richtung Sultanahmet-Quartier spazieren. Das ist Gewusel total. Da verkaufen Dutzende Händler Schuhe, Spielzeug und jede Art von Textilien. Sie preisen Werkzeug an, Haushaltsartikel und Waren des täglichen Bedarfs. Sie rufen laute Parolen, wiederholen schier endlos dieselben Worte, versuchen einander zu übertönen, buhlen um jeden Kunden, jede Kundin. Über den Köpfen kreisen Spielzeugvögel, zaubern Laserkanönchen farbige Gebilde in die Luft. Am Boden rattern trommelnde Osterhasen, hinter ihnen rufen Bauchladen-Männer ihre Waren aus. An ihnen vorbei drängen sich Gruppen junger Typen , verhüllte Frauen, staunende Touristen. Bärtige Alte trippeln mit Stock und übergewichtiger Gattinnen am Arm die Treppen rauf und runter. Gestresste Businessleute quetschen sich mit Handy am Ohr durch die Menge, Kretiundpleti muss unten durch. Das geschieht alles ohne Aggression, ohne störende Hast, ohne bedrängende Enge.

AbfallsammlerinKlar riechts auch in der Türkei nahe öffentlicher Toiletten nach Urin und manchmal sogar nach Fäkalien. Aber das ist bei Grossanlässen in der Heimat nicht anders. Die WCs für Bay und Bayan sind meist sauberer als auf einer italienischen Autobahnraststätte oder in einem SBB-Zug. Wir hatten nie Probleme, wenn wir mal mussten. Es könnte durchaus schwieriger sein, in Zürich ein WC zu finden, wenn man oder frau mal dringend brunzen muss.

GueselhaufenSauber sind auch Strassen, Plätze, Gassen und die verwinkelten Quartiere der Altstadt. Klar liegt viel Papier rum, türmen sich gegen Abend Kartonverpackungen, Abfallsäcke und Petflaschen. Aber Nachts kommen die Heinzelmännchen der Müllabfuhr, die alles wieder wegputzen. Die Entsorgung- und Recycling-Abteilung der Weltstadt arbeitet mit modernsten Methoden. Im Boden versenkte Abfallbehälter sind nicht selten. Überquellende Papierkörbe werden regelmässig geleert, der Müll den die Jünger Petri auf der Galattabrücke hinterlassen, wird mit Putzmaschinen beseitigt, die stinkig-schmierigen Innereien der aufgeschlitzten Fische weggespritzt.

SchuputzerNicht alle Türkinnen, Türken sprechen Englisch oder gar deutsch. Das macht nichts. In vielen Fällen genügen Handzeichen, öffnet ein freundliches Lachen die Türen, macht ein symphatisches „teşekkür ederim“ (danke schön) Wunder möglich. Ebenso hilft ein „bir şey değil“ (bitte schön) – paarte ich so ein Wort mit ein sympathischen Martinlachen, dann hatte ich die Leute im Sack.

Das gilt beim Schwätzchen mit dem Schuhputzer, oder dem stillen Händedruck des Strassenmusikers, dem Plausch beim Dönerbrater, dem Schnack mit dem Barbier oder kleinen Diskussion mit dem Taxifahrer. Von allen verabschiedete ich mich mit einem guten Gefühl. Diese Begegnungen waren echte Bereicherungen, waren kleine Freuden im spannenden Alltag.

me lachendSo bleibt mir nichts anderes übrig, als meinen Wortschatz zu erweitern, mein Lachen zu behalten und die Fröhlichkeit auch in Zukunft mit den Menschen zu teilen.

Dann also liebe Freundinnen und Freunde in der Türkei, lieber Müslüm, liebe Miriam, liebe Bahar, lieber Erdogan „allahaısmarladık“. Was soviel heissen sollte wie „auf Wiedersehen“.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

 

Your browser is out of date. It has security vulnerabilities and may not display all features on this site and other sites.

Please update your browser using one of modern browsers (Google Chrome, Opera, Firefox, IE 10).

X