Vom Pöstler zum Tiertherapeuten

 

Kurt Duss hat ein Herz für Menschen und Tiere.

Irgendwann machen sich viele Hundebesitzer Gedanken über die Ernährung ihrer Vierbeiner. Auch der Autor dieser Zeilen. Mein Bilbo litt unter juckenden Hautstellen, musste regelmässig mit Magen- und Darmgeschichten zur ambulanten Behandlung in die Tierklinik. Dann war er schlapp. Genüsslich verputzte er höchstens das Katzenfutter.

Das aber passte mir nicht. Ich recherchierte, befragte Bekannte und hörte schlussendlich von Kurt Duss. Und weil ich schon immer wissen wollte, wo das einstige Ski-Schätzchen Erika Hess gross geworden ist, fuhr ich nach Grafenort im Engelbergertal. Und dort lernten ich die Biologische Artgerechte Roh Fütterung kennen.

Jetzt ist Bilbo gesund und zwäg. Er riecht gut, sein Fell glänzt, er kratzt sich nicht mehr wund und Dünnschiss hat er nur noch selten. So barfen wir weiter – und danken Kurt Duss für die Hilfe.

kurt+Jimmy
Kurt Duss mit seinem elfjährigen Jimmy.

Kurt Duss, 56
Unternehmer, Tiertherapeut
mit eigener Firma:

Halona GmbH
Hundeschule/Tiernahrung

Alte Post 1, 6388 Grafenort OW
Tel.: +41 79 373 43 04

Email: kurt.duss@gmx.ch

Link: www.halona.ch

 

 

 

Kurt Duss: Sie halten sich an Heinz Rühmann, der gesagt haben soll: «Man kann ohne Hund leben, aber es lohnt sich nicht». Warum hatte er Recht?

Kurt Duss: Ich möchte diese Frage mit einem weiteren Zitat beantworten.
Wir schenken unseren Hunden ein klein wenig Liebe und Zeit.
Dafür schenken sie uns restlos alles, was sie zu bieten haben.
Es ist zweifellos das beste Geschäft, was der Mensch je gemacht hat.
Das sagte übrigens Roger A. Caras, US-Schriftsteller und Tierfotograf.

Seit wann sind Sie ein Hündeler?
Meinen ersten Hund hatte ich mit 18 Jahren. Davor verbrachte ich fast alle meine Ferien auf einem Bauernhof. Da waren meist auch Hunde. Ich fühlte mich beschützt und wohl in ihrer Nähe.

Wie hiess er, Ihr erster Hund?
Mein erster Hund hiess Killy und war ein Grönendael, so heisst langhaarige, schwarze Varietät des belgischen Schäferhundes. Den belgischen Schäfer gibt es auch noch als «Malinois» und «Tervueren».

Einst arbeiteten Sie bei der Post. Wo? Was waren Ihre Aufgaben?
Ich hatte verschiedene Stellen. Im Alter von 29 Jahren machte ich die Lehre als Briefträger. Zwei Jahre später übernahm ich die Poststelle in Grafenort von meinem Schwiegervater.

Dann brachten Sie Erika Hess die Fanpost?
Quasi. Ich kenne Erika persönlich, aber sie war bereits weggezogen, als meine Frau und ich die Poststelle übernahmen.

Und als die Post Grafenort geschlossen wurde …
… fing ich bei der Paketpost an. Mein letzter Job versah ich im Führungsteam der Paketbasis im aargauischen Mägenwil. Ein 24-Stunden-Betrieb mit ca. 150 Mitarbeitenden.

Wer beendete das Arbeitsverhältnis?
Ich bekam gesundheitliche Probleme und entschied ich mich, nach 26 Jahren Post, es sei genug. Darauf kündigte ich …

… und machten sich selbstständig?
Ja. Als über 50-Jähriger ist es sehr schwierig eine neue Stelle zu finden. Und bei der Post wollte ich nicht mehr arbeiten.

Schildern Sie uns den Prozess, wie fanden Sie zur Entscheidung?
Nach zahlreichen Bewerbungsabsagen, überlegte ich, welche Möglichkeiten mir noch blieben. Denn eines wusste ich: bei der Post will ich nicht bleiben.

Sie redeten sicher mit Ihrer Frau, sie arbeitet ja noch als Briefträgerin.
Ja das ist so. Während dieser Gespräche wurde uns beiden bewusst, dass ich den Schritt in die Selbstständigkeit wagen muss.

Und sie bot Ihnen Unterstützung an?
Genau. Deshalb konnte ich diesen Schritt überhaupt wagen.

Was sahen Sie für Fallgruben? Wovor fürchteten Sie sich?
Ich reduzierte mein Pensum langsam. So konnte ich ausloten, was es braucht um das angestrebte Ziel, die Selbstständigkeit, zu verwirklichen. 

Hatten Sie keine Angst, den «sicheren» Job mit regelmässigem Lohn aufzugeben …
… und es dann nicht zu schaffen mich über Wasser zu halten? Doch diese Ängste kenne ich. Aber ich war immer überzeugt von meinen Fähigkeiten.

Sie verfügen über eine gute und solide Ausbildung ..,
… so ist es. Und ich bildete mich laufend weiter. Deshalb fühlte ich mich sehr gut gerüstet für die neuen Aufgaben.

Warum gerade die Hundeecke?
Weil ich schon immer mit Tieren arbeiten wollte und Hunde meine grösste Leidenschaft sind.

Welche Kurse, Weiterbildungen etc.  brauchten Sie, um sich Tiertherapeut nennen zu können?
Die Ausbildung zum Therapeuten habe ich als zweijährige, berufsbegleitende Ausbildung bei «Nautie» im aargauischen Hägglingen gemacht. Leider haben die beiden Damen aufgehört mit den Kursen.

Das war der Grundstein?
Richtig. Und nach dem Abschluss bildete ich mich vor allem im Bereich Tierernährung weiter. 

Wo?
Ich habe diverse Barf Kurse in der Schweiz und auch Deutschland besucht. Aber so richtig gut wurde ich in keinem der Kurse beraten.

Dann begannen Sie Bücher zu lesen?
Vor allem die Werke von Swanie Simon und natürlich die Bücher von Jutta Ziegler. Danach fing ich einfach an mit dem Barfen.

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Und dann entschlossen Sie sich, Kurse zu geben?
Ja. Denn ich und unser Jimmy hatten in den zwei Jahren gute Erfahrungen gemacht. Diese gebe ich heute an Hunde- und Katzenbesitzer weiter. Ich möchte, dass möglichst viele Fellnasen und Stubentiger in den Genuss von guten sowie gesundem Futter kommen.

Und jetzt ists Ihre Leidenschaft?
Sie sagen es, die Ernährungsberatung für Hunde- und Katzenbesitzer ist meine grösste Leidenschaft.

Warum?
Nun, ich spüre, dass in diesem Bereich bei vielen Tierhaltern eine sehr grosse Unsicherheit herrscht.

An welche Grundsätze halten Sie sich in der Hundeerziehung:
Es sind Ethik-Regeln an die ich mich halte im Training mit Mensch und Hund.
• Ich trainiere über positive Verstärkung mit Markersignalen (z.B. Clicker oder Markerwort).
• Ich lehne jeglichen Einsatz von schmerz-, zwang- oder schreckauslösenden Hilfsmittel ab.
• Ich pflege einen respektvollen, gewaltfreien Umgang mit Mensch und Hund.

So äussert sich wohl kaum ein Fan von Cesar Milan*?
(schüttelt den Kopf) Wer in der Hunde Erziehung noch mit schmerz-, zwangs- oder schreckauslösenden Mittel arbeitet, der sollte sich dringend einmal weiterbilden. 

Denn Druck erzeugt Gegendruck.
So ist es. Die Erfolge meiner Trainingsmethoden bestärkt mich immer wieder, so weiter zu arbeiten. Es macht richtig Spass, aus Mensch und Hund ein Team zu bilden. Ein Team, dass sich respektiert und einander vertraut. 

Könnten Sie vom Hundeflüstern leben oder brauchts dazu noch den «Lebensmittelhandel»?
Es braucht die zusätzlichen Standbeine, also die Barf-Kurse, die Einsätze als Therapeut sowie den Tierfutterhandel um genug zu verdienen.

Sie sind ja nicht jeden Tag ausgebucht mit Hundekursen.
Wäre ich das, könnte es eventuell reichen. So oder so finde ich ein, zwei weitere Standbeine besser. 

Als Ernährungsberater für Vierbeiner lernten wir uns kennen.
Seit 2014 bin ich zertifizierter Ernährungsberater nach Dr. med. vet. Jutta Ziegler. 

Eine österreichische Tierärztin.
Ja. Ich las ihre Bücher vor einigen Jahren. Sie waren für mich der Auslöser, bei unseren Tieren mit dem Barfen anzufangen.

Und später lernten Sie sie kennen?
Ich hatte 2012  das Vergnügen diese interessante Person persönlich kennenzulernen. Heute gebe ich mein Wissen und meine Erfahrungen gerne an andere Tierbesitzer weiter. 

Warum empfehlen Sie das Barfen?
Weil ich nur beim Barfen weiss, was mein Tier zu fressen bekommt. 

Lebt ein gebarfter Hund gesünder?
Definitiv, das beste Beispiel ist wohl unser Jimmy. Der reinrassige Terrier/Papillon Mischling wird im Dezember elf Jahre alt und ist noch fit wie eh und je. 

Was sind die Schwierigkeiten beim Barfen. Woran kann der gute Wille scheitern?
Die meisten scheitern, weil sie sich nicht richtig beraten liessen. Oder dann, weil sie zu sehr auf andere hören und sich Angst machen lassen. 

Dann ist Barfen einfach?
Ich finde, jeder Hunde- und oder Katzenhalter kann das machen. 

Ist die Biologisch-Artgerechte-Roh-Fütterung, das Barfen, signifikant teurer?
Nein, barfen ist nicht teurer. Im Gegenteil, das Futter gibts mittlerweile zu sehr guten Preisen. Kommt dazu, dass ein gesundes Tier weniger zum Tierarzt muss.

Wenn sich jemand einen Hund anschaffen will, was gilt es zu beachten?
Meine grösste Bitte ist folgende:

  1. Zukünftige Hundebesitzer, überlegt euch zuerst einmal, ob ihr wirklich Zeit habt für den Vierbeiner.

Wenn das klar ist, gilt es folgende Regeln zu beachten:

    1. Kaufen Sie bitte keinen Hund auf einer Autobahnraststätte aus einem Kofferraum.
    2. Lassen Sie sich beraten, eventuell sogar begleiten, von einer versierten Hundetrainerin oder einem Hundetrainer.
    3. Fragen Sie entsprechenden Hundebesitzer, was es heisst, genau diese Rasse zu kaufen.
    4. Informieren Sie sich: Es gibt auch sehr gute Literatur, die dem angehenden Hundebesitzer helfen kann bei seiner Entscheidung.

3 comments on “Vom Pöstler zum Tiertherapeuten

Antwort

Sehr geehrter Schuppli
Mit 50 Jahren befinde ich mich gerade an einem Punkt, an dem auch Sie einst waren.
Auch ich bin im Web auf die Ausbildungstätte Nautie gestossen, die aber leider nicht mehr operativ tätig ist.
Daher meine Frage an Sie, mit Erfahrung in diesem Bereich: Welche andere Ausbildungstätte im Raum Aargau/Zürich gäbe es, die einen guten Ruf hat und die Sie empfehlen könnten?
Herzlichen Dank im Voraus, Ihr Werdegang macht mir Mut, danke!
Mit freundlichen Grüssen

Antwort

Schon mt 4 Jahren wollte ich, dass mir meine Eltern einen Hund kaufen – musste dann aber warten bis ich sieben Jahre alt war. Heute bin ich Hunde-Trainer und Tiertherapeut wie Kurt Duss. Sein Zitat „Wir schenken unseren Hunden ein klein wenig Liebe und Zeit. Dafür schenken sie uns restlos alles, was sie zu bieten haben.“ ist auch meine Ansicht.

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