Halte deinen Speech – und rede darüber!

 

Der Rethorik-Club Winterthur lud zum Show- Meeting und erhielt von Besuchern eine Menge Applaus. (In nachfolgendem Text wird das Wort «Applaus» mehrfach erwähnt. Wen das stört, der beginne lieber nicht mit Lesen.)

Ist es nun ein Marathon-Klatschen oder ein Dauer-Händeschütteln? Keines von beiden. Ein Abend im Rethorik-Club Winterthur ist mehr.

Wer einer Sitzung beiwohnt, merkt rasch, dass der Ablauf sehr strukturiert ist. Da gibts eine Präsidentin, Ulrike Laubner. Applaus. Applaus. Sie betritt die Bühne. Applaus. Applaus. Begrüsst die Gäste. Applaus. Applaus. Erklärt den Anlass und bittet dann den Moderatoren auf die Bühne. Applaus für Rolf Bänziger. Händeschütteln.

Der erläutert die Spielregeln. Applaus. Stellt Leute vor. Applaus. Verteilt Ämtli. Applaus. Schüttelt Hände. Applaus. Übergibt den Platz auf der Bühne. Applaus. Und wieder schüttelt jemand Hände. Applaus und so weiter und so fort. Applaus. Applaus. Applaus.

Und es wird geredet. Applaus. Applaus. Aurelia Fischer hält ihre vorbereitete Rede zum Thema Resilienz. Applaus. Applaus. Simon Epprecht seine Eisbrecherrede mit Thema Kindheitsträume. Applaus. Applaus. Beide Reden müssen mindestens je fünf und maximal je sieben Minuten lang sein. Alles andere wird bestraft. Darüber wacht der Zeitnehmer. Applaus für Peter Schmanau und seine drei Fähnli. Mit Grün, Gelb, Rot signalisiert er den Redenden, was Sache ist.

Applaus auch für den Füllwörterzähler. Stefan Frei weiss, wer wie viele «Äh» oder «Ehm» einsetzte. Applaus für den Sprachhüter. Stefan Schaible achtet auf die Sprache, gibt das Wort des Abends durch und zieht schlussendlich ein Resumee. Applaus. Das Wort des Abends war übrigens «Frühling». Dafür dass ich es hier nenne, erhalte ich … Applaus. Danke.

Nach Pause und Apéro, dafür gibts Applaus vorm Chronisten, erläutert die Präsidentin Ulrike Laubner, Applaus, applaus, den zweiten Teil des Abends. Applaus. Die Stegreifreden. Applaus. Sie begrüsst Stegreifredenleiterin und Impulsgeberin Dunja Hubrath. Händeschütteln. Applaus. Einen Stegreifredenbewerter. Stefan Scherrer. Händeschütteln, Applaus. Applaus. Applaus.

Die Stegreifrede sei die Königsdisziplin der Rhetoriker. Applaus. Sie soll eine, bis zwei Minuten dauern und der Redner, die Rednerin muss Sekunden nach Erhalt des Themas loslegen. Ohne Stottern, Staggeln. Ohne «Ähm», «Äh» und was auch immer mögliche Füllwörter wären.

Und sie legen los die Stegreifrede-Profis. Sie reden über Modetrends, über Nachwuchssorgen bei den Störchen, über wirtschaftliche Probleme bei den Winterthurer Rentner, über das bunte Treiben auf dem Schwarzmarkt. Sie artikulieren, gestikulieren, parlieren und fabulieren, dass es eine Freude ist. Applaus. Applaus. Applaus.

Danach wird jede Rede bewertet. Applaus. Es wird abgestimmt. Applaus. Ausgezählt. Applaus. Verkündet. Applaus. Gratuliert. Applaus. Und dann betritt der Spassvogel die Bühne. Applaus für Christian Gull. Sein Speech über den Pfarrer mit Redeangst und Schnapsdurst sorgte für Gelächter und … Applaus. Applaus.

Es wird viel gelacht an diesem Abend. Viel geredet. Viel geklatscht. Man duzt sich, tauscht sich aus, pflegt das Netzwerken und dann, kurz vor Schluss gewinnt eine junge Frau ein iPhone. Applaus. Applaus. Gespendet von Swisscom. Applaus. Applaus. Das sei eine Ausnahme. Gewinnerinnen und Gewinner sind ja eigentlich alle. Die Redenden und die Zuhörenden. Applaus. Applaus.

 

«Gute Heimkehr», wünscht Präsidentin Ulrike Laubner. Applaus. Applaus.

 

 

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